Aus gegebenem Anlaß ein paar Gedanken und Worte zum Begriff der Hege.
Bei Wikipedia definiert sich dieser Begriff durch
„Als Hege werden im Jagdrecht Maßnahmen zusammengefasst, die die Lebensgrundlage von Wild betreffen. Die Hege ist demnach ein Grundelement des Selbstverständnisses der Jäger, der sogenannten „Waidgerechtigkeit“. Nach § 1 Abs. 2 BJagdG verpflichtet das Hegegebot die Jäger, der Artenvielfalt des Wildes nicht zu schaden. Diese Pflicht zur Hege erstreckt sich nicht nur auf solche Wildarten, die durch die Jagd- und Schonzeitregeln erfasst werden, sondern auch auf Wild, das permanent gemäß § 2 BJagdG nicht bejagt werden darf.“
Hege ist also gesetzlich für jeden Jäger verankert. Er ist verpflichtet Hege zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen zu betreiben.
Das bedeutet nicht nur Wildarten die eine Jagdzeit haben müssen gehegt werden, sondern auch solche die unter §2 Bundesjagdgesetz aufgeführt sind, aber nicht gejagt werden dürfen.
Das zur gesetzlichen Lage. Doch was bedeutet das? Und wie ist vor allem die Umsetzung?
Jagd ist selten nur Ansitzen und die sich Aneignung.
Vielmehr ist das Ökosystem Wald, Feld etc. zu berücksichtigen. Biotop und Biozönose sollten im gesunden Gleichgewicht sein, wenig Störungen vorhanden, ein Artenvielfalt gefördert, ein rücksichtvolles und vor allem nachhaltiges Verhalten sollte an der Tagesordnung stehen. Neben Totholzbeständen, Nistkästen, Anpflanzungen von Bienenwiesen, Streuobstwiesen gibt es eine ganze Reihe mehr zu tun.
Jagd ist auch Naturschutz und das in der Praxis, auch wenn es manchmal vernachlässigt wird.
Und auch bei der heimischen Tierwelt sollte es nicht anders sein. Wird das Rehkitz von Spaziergängern angelangt, die Mardermutter vom Auto überfahren, die Folgen sind gravierend.
Grundsätzlich bin ich für Hilfe immer zu haben. Egal ob es sich um Enteneier, eine Rabenkrähe, einen Turmfalkenweib oder ähnliches handelt.
Oft werden Findelkinder mangels besseren Wissens auf Felder oder Wiesen aufgesammelt und landen dann in Päppelstationen oder in Privathaushalten um schnell und gut wieder kräftig zu werden. Sie werden dann (meist) wieder ausgewildert.
Nicht immer wäre es notwendig, da vielfach die Tiermütter ihre Jungen auch nach mehrstündigem Ablegen wieder „einsammeln“. Aber es gibt auch Fälle in denen wie bereits erwähnt die Jungtiere allein gelassen werden. Natürlich ist das der Lauf der Natur, aber wie der Mensch manchmal so ist, greift er ein.
Des Öfteren landen solche Findelkinder auch bei mir. Die Folge ist erstmal eine meist recht hektische Informationsgewinnung rund ums Thema, um möglichst schnell und gut reagieren zu können. Der Punkt „Oh Gott wie soll ich das bloss schaffen“ taucht auch auf, legt sich aber dann doch wieder.
Nun hatten wir seit vorgestern wieder ein Findelkind bei uns, ein Steinmarderbaby, vermutlich 4 – 5 Wochen alt, Augen noch geschlossen, zwei kleine Zahnspitzchen im Unterkiefer, Farbe wie ein adulter Marder, Fell glänzend und dicht… gefunden wurde sie zitternd und maunzend an einer Autowerkstatt. Wie lange sie dort im Freien schon lag kann vermutlich niemand genau sagen. Krabbeln kann sie nicht, nur ein bisschen robben und rutschen. Eine handvoll Marder.
Nachdem in Kürze die Grundliteratur konsumiert wurde kamen Gewissensbisse.
Wäre die Mutter noch aufgetaucht?
Würde sie jetzt noch angenommen?
Hätte man sie einfach wieder dort deponieren sollen?
Nachdem sie aber nun ja schon ein paar Stunden in einer Decke im Pappkarton verbracht hatte… Gute Frage.
Dann der Punkt der Einzelaufzucht und damit fehlender Sozialisierung. Ohne Artgenossen ist die spätere Entwicklung nachhaltig gestört. Nächster Punkt Naturschutz und Niederwildhege… logisch ist auch der Steinmarder für die Artenvielfalt wichtig, aber welche Folgen hat er auf Bodenbrüter….
Überlegungen diverser Art und aber für mich die definitive Schlussfolgerung das ein Jungtier – egal welcher Art – gepäppelt werden muss und soll. Warum hat dieses Lebewesen es nicht verdient?
Natürlich kann man das kontrovers diskutieren, auch gerade hinsichtlich der Prädatorenbejagung. Ich muss spontan an das Foto eines Fuchsgehecks denken, was jemand bei einer Nachsuche fotografierte (aber nichts tat ausser ein Foto zu machen). Hege wird vielfach nach persönlichem Gusto ausgelegt, oft endet das Engagement bereits dort wo persönliche Einschränkungen oder Mühen warten. Leider, wie ich finde. Manch einer hätte das Mardertier liegen lassen, manch einer gleich beseitigt.
Wie bereits gesagt – das Thema hat viele Meinungen – ich bin mir sicher das der Eine oder Andere auch beim Lesen meiner Zeilen nicht der selben Meinung ist. Das polarisiert, aber auch das ist durchaus legitim.
Nicht nur der Punkt das es ein kleines Raubtier ist, sondern auch schlicht und ergreifend die Tatsache das man in den Lauf der Natur – der auch grausam sein kann – eingreift.
Unseres kleines Mardermädchen hatte übrigens Glück, es wurde zu einer engagierten Päpplerin übergeben die bereits drei gleich alte Marder aufzieht und auch auswildern wird. Somit ist die Sozialisierung zumindest in dem Fall gegeben. Was sich in der Praxis in vierstimmigem Muckern und darauf folgendem Einrollen zu einem Haufen und Einschlafen zeigte.
Mein Jägerwissen beschränkt sich zwar nur auf die Farbe Grün, aber vermutlich macht sich nicht Jeder in so einem Fall so viele Gedanken. Für mich hört sich das, was Du da schreibst, sehr vernünftig an und ich freue mich über das “Happy End” ?